Was ist "BLW"?

Baby-led weaning - BLW - Beikost ohne Brei
Die hier gesammelten Informationen stammen zu einem großen Teil aus dem Buch “Baby-led Weaning – Helping your baby to love good food“ von Gill Rapley & Tracey Murkett. Es ist leider nur auf Englisch erhältlich und zur Zeit wohl vergriffen und lediglich gebraucht erhältlich.
Falls es euch möglich ist, schafft das Buch an. Ich kann hier nur grob zusammen fassen und nicht in voller Länge schildern, was BLW umfasst.Baby-led weaning kann übersetzt werden mit „Vom Baby gesteuertes Entwöhnen“ und bedeutet letztlich, dass dein Baby selbst bestimmt, wann und wie die Übergänge von der Ernährung durch Mutter- oder Flaschenmilch zu der durch feste Nahrung stattfinden. Der Einfachheit halber verwende ich die Abkürzung BLW für den englischen Begriff Baby-led Weaning.

Grundsätzliches zu BLW:
1. Dein Baby isst selbst. Es entscheidet, was und wie viel des angebotenen Essens es zu sich nimmt. Es greift selbst nach der Nahrung und führt diese selbst zum Mund.
2. Das Essen entspricht den Grundsätzen einer gesunden Ernährung. Salz- und Zuckergehalt, Zusatzstoffe und gehärtete Fette müssen genau im Auge behalten werden. Fertiggerichte, Fast Food und Fix-Produkte sollten vermieden werden.
3. Dein Baby sitzt aufrecht, nicht in der Wippe oder dem Autositz. Nur so kann Essen falls nötig wieder ausgespuckt oder ausgehustet werden.

Wichtig ist es, deinem Baby zu vertrauen. „Baby-led“ bedeutet nun einmal „vom Baby geführt“, das heißt, die Steuerung des Essens wird an das Kind abgegeben. Gill Rapley geht in ihrem Buch davon aus, dass ein Baby in der Lage ist, diejenigen Dinge, die es wirklich braucht, auszuwählen und zu sich zu nehmen. In der ersten BLW-Zeit werden die benötigten Nährstoffe noch über Mutter- oder Flaschenmilch gedeckt, vorausgesetzt, es wird nach Bedarf gefüttert. Nach und nach verringern sich die Milchmahlzeiten (deutlich langsamer als bei der traditionellen Beikosteinführung mit Brei) und dein Kind deckt seinen Bedarf über feste Nahrung.
Du vertraust also darauf, dass dein Baby entscheiden kann, wie viel es wo von braucht. Es ist sehr schwer einzuschätzen, wie viel ein BLW-Kind denn nun „gegessen“ hat. Falls du lieber genauere Angaben möchtest, ist Beikost mit Brei der bessere Weg. BLW statt Brei bedeutet auch, viiiiel Geduld zu haben. Dir muss bewusst sein, dass du höchstwahrscheinlich noch nahezu voll stillst (bzw. die Flasche gibst), wenn andere Mütter in deinem Bekanntenkreis schon eine, zwei oder drei Mahlzeiten durch Brei ersetzt haben!

Auch ein experimentierfreudiges BLW-Baby hat Phasen, in denen es Beikost verschmäht oder neuen Dingen ablehnend gegenüber steht. Lass dich davon nicht frustrieren. („Until one food’s for fun“ – grob übersetzt: Bis zum ersten Geburtstag ist Essen zum Spaß da.)

Dein Baby sollte nicht gedrängt werden etwas zu essen. Leg ihm nichts in den Mund, führe ihm nicht die Hand. Dein Kind wird selbständig nach dem Essen greifen, wenn es bereit dazu ist. Gib ihm Zeit, mit Nahrung zu experimentieren. Erwarte nicht, dass es von Anfang an wirklich „isst“. Biete auch Nahrung, die beim ersten Mal verschmäht wurde, ruhig immer wieder an. Lass dein Baby beim Essen niemals allein.

Beim BLW…
… nimmt das Baby an den üblichen Familienmahlzeiten teil
… erforscht und erkundet das Baby Nahrung eine ganze Zeit(evtl. Wochen)lang, ehe es dazu übergeht, tatsächlich zu essen
… wird dem Baby der Umgang mit Nahrung erleichtert, in dem man diese in Stücke/Stifte schneidet, die leicht zu greifen sind
… muss man davon ausgehen, dass gerade zu Beginn das „Chaos“ größer ist als es vielleicht beim Füttern von Brei wäre

Wann fangen wir an?
Die meisten Babys sind bereit mit Beikost zu experimentieren wenn sie ungefähr sechs Monate alt sind. Eltern von frühgeborenen Babys (das heißt vor der 37. Schwangerschaftswoche), oder von Babys, deren Fähigkeit Essen handzuhaben oder zu verdauen durch eine Erkrankung beeinträchtigt ist, wird geraten, die Beikosteinführung nach BLW mit dem Kinderarzt zu besprechen.
Am Anfang sollten die Kinder nicht hungrig an den Tisch gesetzt werden, da es in der ersten Zeit (und die kann durchaus so bis zum 10. Monat dauern) um kennenlernen, erkunden und ausprobieren geht. Satt wird das Kind nach wie vor von Milch.

Was gibt es zu essen?
Beikost nach dem BLW-Ansatz folgt allgemeinen Grundprinzipien gesunder Ernährung. Wenn keine erhöhte Allergiegefahr gegeben ist, kann einem Baby nach dem 6. Monat nahezu alles angeboten werden, was der Rest der Familie auch isst. Allerdings müssen, wie oben bereits erwähnt, der Salz- und Zuckergehalt sowie Zusatzstoffe und gehärtete Fette beachtet werden. Idealerweise werden die Speisen zunächst ohne Salz zubereitet (und zum Beispiel mit Kräutern gewürzt) und bei Bedarf am Tisch nachgesalzen. Nach Möglichkeit nimmt ein Baby maximal ein Gramm Salz am Tag auf. Vorsicht bei „verarbeiteten“ Lebensmitteln wie Brot, Wurst, Würstchen, Käse, fertige Soße, alles was aus der Tüte oder Dose kommt und so weiter… diese enthalten oft sehr viel Salz (neben anderen Dingen wie Konservierungsmitteln etc, die man im ersten Jahr auch nicht unbedingt geben muss).

Gemüse wird am besten gedünstet angeboten (nicht zu weich), dann enthält es die meisten Nährstoffe. Fleisch (Rind oder Lamm enthalten sehr viel Eisen) kann gekocht (zB Fleischklößchen statt Frikadellen), geschmort oder ebenfalls gedünstet werden.

Das Essen sollte nicht zu klein geschnitten werden. Ideal sind Schnitze von ca. 5 cm Länge, die ein Baby mit der Faust greifen kann. Dann kann der aus der Faust herausragende Teil ausgiebig gelutscht, gekaut und gekostet werden. Eine gute Richtlinie für den Anfang ist: Wenn man das Essen selbst am Gaumen zerdrücken kann, ist es genau richtig.

Vermieden werden sollten:
Nüsse (aufgrund der hohen Gefahr, dass sie als Ganzes verschluckt werden können)
Kleine runde Früchte wie Trauben, Kirschtomaten sollten halbiert werden (Grund s.o.)
Kleie- und Frischkornprodukte (zu schwer verdaulich)
Salzhaltiges wie Fertiggerichte, Chips, Ketchup, Sojasoße, Dosengerichte, Geräuchertes, Anchovis, Oliven

Was ist mit Getränken?
Solange dein Baby nach Bedarf gestillt wird, kann zusätzlich zu den „festen“ Mahlzeiten Wasser angeboten werden. Es ist aber gut möglich, dass der Flüssigkeitsbedarf noch komplett über die Muttermilch gedeckt wird und das Wasser daher abgelehnt wird. Dies ist kein Grund zur Sorge – vertrau deinem Baby, wenn es Durst hat, wird es Wasser trinken.
Da Flaschenmilch weniger durstlöschend als Muttermilch ist, sollten Flaschenkinder immer zusätzlich zu einer Mahlzeit Wasser angeboten bekommen.

Verschluckt sich ein Baby nicht an fester Nahrung?
Viele Eltern sorgen sich darum, dass sich ihr Baby verschluckt. Jedoch gibt es gute Gründe anzunehmen, dass Babys weniger gefährdet sind sich zu verschlucken, wenn sie selbst bestimmen können, was in ihren Mund kommt, als wenn sie mit dem Löffel gefüttert werden. Das kommt daher, dass Babys nicht in der Lage sind, willentlich Nahrung nach hinten in den Mund zu schieben, solange sie ihre Kaufähigkeit noch nicht entwickelt haben.
Babys entwickeln die Fähigkeit zu kauen erst nachdem sie gelernt haben, Dinge zu greifen. Die Fähigkeit, sehr kleine Sachen aufzuheben (Pinzettengriff), entwickelt sich noch später. Dementsprechend gerät ein sehr junges Baby nicht so leicht in Gefahr, einfach, weil es nicht in der Lage ist, kleine Stücke Nahrung in seinen Mund zu stecken. Das Füttern mit dem Löffel dagegen regt das Baby an, das Essen direkt nach hinten zu saugen und macht ein Verschlucken wahrscheinlicher.
Ein Baby, das Schwierigkeiten hat Nahrung in den Mund zu bekommen, ist vermutlich noch nicht beikostreif. Es ist wichtig der Versuchung zu widerstehen, in dieser Situation dem Baby zu „helfen“, da es die eigenen sich entwickelnden Fähigkeiten sind, die sicherstellen, dass der Übergang zu fester Nahrung in der richtigen Geschwindigkeit für das Baby stattfindet und gleichzeitig das Risiko, sich zu verschlucken, so klein wie möglich bleibt.
Es ist gefährlich das Baby halbaufrecht oder im Liegen (also zB in einer Wippe oder einem Autositz) zu füttern. Ein Baby, das feste Nahrung isst, sollte immer in einer aufrechten Position abgestützt sitzen. Also idealerweise zunächst auf dem Schoß und später in einem Hochstuhl. Das stellt sicher, dass die Nahrung, die es nicht schlucken kann oder will, wieder vorne aus seinem Mund heraus fällt.
Es kommt zu Anfang vor, dass das Kind sich verschluckt. Verschlucken gehört zum Lernprozess des Essens dazu. Auch Babies, die mit 8 oder 10 Monaten von Brei auf „stückige“ Kost umsteigen, verschlucken sich. Bei BLW wird durch die aufrechte Haltung sicher gestellt, dass die Nahrung schnell wieder heraus gehustet und ausgespuckt werden kann, ohne dass viel passiert.
Auch ein Würgen ist anfangs durchaus häufig. Dies ist ebenfalls eine „Schutzmaßnahme“ des Kindes und liegt unter anderem daran, dass der Würgereflex beim Baby deutlich früher ausgelöst wird als beim Erwachsenen.

Braucht mein Baby keine Zähne, um nicht pürierte Dinge zu essen?
Nein. Dein Baby kann allein mit Hilfe seiner Kauleisten die meisten Dinge, die ihm angeboten werden, zerkleinern, weich lutschen oder mümmeln. Es braucht dazu vielleicht mehr Zeit, als wenn es Zähne hätte, aber es bringt die Geduld für diesen etwas längeren Prozess meist ohne Probleme auf.

Was ist mit dem Öl?
Da Babys einen erhöhten Fettbedarf haben, wird empfohlen, Babybrei mit Öl zu ergänzen. Für ein Baby, das seine Beikost nach der BLW-Methode erhält, gibt es mehrere Möglichkeiten, fetthaltige Nahrung anzubieten. Zunächst geht man jedoch davon aus, dass der Fettgehalt der Milch – die ja noch nicht reduziert wird – ausreicht. Später kann man z.B. Avocado geben, Mandelmus auf Reiswaffeln oder Dinkelzwieback schmieren oder Gemüse, das im Ofen gebacken wird, mit Öl besprühen. (Bis zum 10. Lebensmonat sollte man nur raffiniertes, kein kaltgepresstes Öl benutzen!)

Was ist mit dem Eisen?
Gill Rapley geht auch hier – wie beim Fett – davon aus, dass in der ersten BLW-Zeit die Milch reicht, um den Bedarf des Kindes zu decken. Sobald das Baby dann auch Fleisch erhält, wird es über die Säfte, die es daraus saugen kann, Eisen erhalten, selbst wenn es das Fleisch an sich noch nicht schluckt. Zusätzlich können eisenhaltige Getreide (Hirse) oder Gemüse (Linsen) angeboten werden.

Was ist mit Allergien?
Wenn in einer Familie ein erhöhtes Allergierisiko vorliegt, kann auch bei BLW darauf geachtet werden, Nahrungsmittel sehr langsam einzuführen. Es spricht nichts dagegen, einige Tage lang gedünsteten Kürbis anzubieten und erst dann ein anderes Gemüse zur Wahl hinzuzugeben. Allerdings nimmt dein Baby zu Beginn ja ohnehin nur sehr geringe Mengen auf, so dass eine eventuelle allergische Reaktion bestenfalls moderat ausfällt. Nahrungsmittel, gegen die in der Familie Allergien bestehen, werden idealerweise in der ersten Zeit ohnehin gemieden. Es gibt Theorien, dass BLW-Babies von sich aus Lebensmittel meiden, bei denen sich hinterher herausstellt, dass eine Allergie dagegen vorliegt.

Wie sieht so ein BLW-Tag in der ersten Zeit aus?
Dein Baby muss nicht an jeder Mahlzeit teilnehmen. Je öfter es aber die Gelegenheit zum Essen, sprich: zum Üben erhält, desto sicherer und geschickter wird es im Umgang mit Nahrung. Idealerweise sollte also schon 2-3x am Tag etwas angeboten werden.

Hier einige Vorschläge:
Frühstück
Obst wie Banane, Birne, Apfel (evtl. angedünstet), Melone
Reiswaffel, Dinkelzwieback (bei Brot bitte auf den Salzgehalt achten und evtl. selbst backen)
Mittag
Gedünstetes oder im Ofen gebackenes Gemüse (Kürbis, Zucchini, Pastinake, Möhre, Paprika, Süßkartoffel…)
Kartoffeln, Nudeln
Fleisch, geschmort oder gedünstet
Abend
Gurke, Tomate, Avocado
Obst
Reiswaffel, Dinkelzwieback

Was kann/soll/darf man anschaffen?
Prinzipiell muss man nichts extra anschaffen, bevor man mit BLW beginnt. Als nützlich haben sich erwiesen:

- Lätzchen in großer Zahl (es sei denn, man fängt im Sommer an und lässt das Baby nackig essen). Besonders gute Dienste leisten Ärmellätzchen / Plastiklätzchen mit Auffang
- Waschlappen in großer Zahl oder Packungen mit Feuchttüchern
- Eine Plastiktischdecke
- Für Teppichbesitzer: eine Abdeckplane oder ein Duschvorhang (lässt sich besser reinigen als Plane)
- Ein Dünsteinsatz oder, wer es luxuriöser mag, ein Dampfgarer
- Gemüsebürsten (viele Obst- und Gemüsesorten und auch Kartoffeln lassen sich besser greifen, wenn man die Schale daran lässt)


Kann ich Brei und BLW kombinieren?
Möglich ist alles, was zu dir und deinem Baby passt und euch beiden gefällt. Es gibt jedoch nicht wenige Babys, die dem mit-dem-Löffel-gefüttert-werden nichts abgewinnen können, wenn sie erst mal daran gewöhnt sind, die Dinge „selbst in die Hand zu nehmen“. Hinzu kommt, dass ein Baby natürlich nur geschickter und sicherer in Essensdingen wird, wenn es diese häufig üben kann. Du kannst, wenn du möchtest, Brei oder andere "löffelbare" Dinge wie Joghurt, Babymüsli, Eintopf anbieten und deinem Kind den Löffel überlassen. Rechne mit Chaos.

Es gibt viele Eltern, die Brei und Fingerfood (als Teil des BLW) kombinieren.

Vorteile des BLW:
- es ist die ideale Weiterführung vom Stillen, das ja schon nach Bedarf des Babies geschieht.
- das Baby ißt von Anfang an selbst, muß also nicht gefüttert werden.
- es ist von Anfang an in die gemeinsamen Familienmahlzeiten integriert, alle essen zusammen (kein vorheriges füttern des Babies und das eigene Essen ist dann kalt)
- seht gute Übung von Koordination und Feinmotorik
- optimales Training der Muskulatur für das Sprechenlernen
- das Baby lernt die Nahrungsmittel von Anfang an einzeln und natürlich kennen, in ihrer normalen Konsistenz und in ihrem normalem Aussehen.
Wenn das Baby etwas nicht mag, wird es einfach ausgespuckt, was beim Löffel voll Brei, (der schon ganz im Mund ist) schwieriger ist. Dadurch ist das Baby eher bereit neues zu probieren, es ist weniger misstrauisch. Es nimmt das Essen ja auch selbst.
- es gibt keine Machtkämpfe beim Essen. Das Essen wird angeboten und das Baby nimmt, was es mag.
Dadurch dass das Essen zwar babygerecht ist, aber alle davon essen, fällt dieses völlig extra kochen weg und damit auch ein Stück "Druck".
(wenn das Baby mal nichts Essen mag).
- wenn man unterwegs ist, brauch man kein extra Gläschen mitnehmen und dann aufwärmen lassen. Das Baby kann einfach vom eigenen Teller mitessen.
- und außerdem macht es sehr viel Spaß! 

Die Verfasserin des Textes empfiehlt zusätzlich zu diesen Informationen das Buch "Mein Kind will nicht essen" von Carlos Gonzales. 

Vielen Dank an "karamee" aus dem Eltern-Forum, dafür dass du dir so viel Mühe gegeben hast alles zusammenzufassen und wir diesen Text für unseren Blog benutzen dürfen!
(http://www.eltern.de/foren/beikost-endlich-erste-brei/718942-blw-beikost-brei.html)